Münchentipp: Wachmacher Kaffees in München

espresso

Diese Kaffeliste ist was für Kaffeetrinker, die auf die Langzeitwirkung eines Kaffees  und dann natürlich auf ein interessantes Geschmackserlebnis setzen.

Daher zuerst ein Wort zu: Robusta. Die herbere Robusta Bohne genießt neben der Arabica Bohne keinen guten Ruf, gilt sie als kräftig, schaumbildend, aber flach im Geschmack. Doch richtig wach aufgestellt ist man vor allem mit einer Mischung, die diese koffeinstärkere Bohne Robusta enthält. Das Aroma dieser Bohne ist in der Regel nicht so filigran, aber neben dem überdurchschnittlich vielen Koffein, 4%, bringt sie auch das kräftige dunkle Aroma mit, dass einem Cappuchino oder Latte Macchiato erst die richtige Kaffeenote verleiht. Gute Barrista bieten Mischungen mit mit 40 %, Robusta an, wenn es um einen Cappuchino oder um eine Latte Macchiato geht. Damit funktioniert die Mischung. Bereits 30% Robustabohnen fachen das Feuer eines Kaffees deutlich an. Hier die Kaffeeadressen mit Muntermachgarantie:

Kolonial in München Neuhausen

Die Einrichtung des Kolonial in der Donnersberger Str. 39 zwischen Rotkreuzplatz und Arnulfstraße zeigt sich im Retrolook. Orientalische Details, handgemalte Werbeplakate aus alten Zeiten, charakterisieren das Enterieur. Der Innenraum ist riesig, ein Separée liegt puppenstubenhaft im hinteren Teil. In der warmen Jahreszeit ist im Außenbereich mit romantischen Bastmöbeln und verspielten üppigen Sonnenschirmen eindeutig koloniales Flair angesagt. Im Ausschank ist ein Wachmacher Kaffee, dessen Aroma so verwöhnt, dass man ungern noch woanders seinen Kaffee trinken möchte, wenn man vom schwer erreichbaren Supremoausschank s.u. im Outback absieht. Der Service kennt sich mit Kaffee aus. Selbst den überstürzten Neumann kennt man hier. Kostet aber sein Geld, liegt mit 5,50 Euro über den „normalen“ Tarifen in Österreich wo er herkommt. Angeblich bestand ein Wiener Herr Neumann vor vielen Jahren auf diese Art Espresso und taucht daher als Namensgeber auf. Der Effekt vom Americano bis hin zu den Spezialitäten bedeutet: Den ganzen Tag wach. Wer kräftigen Kaffee nicht gewohnt ist, sollte diesen nicht mehr nach 16.00h trinken, er könnte die Nacht kosten.
Nachtrag: Hier gibts beim Cappu teilweise eine reduzierte Schaumkrone, weil das jetzt so üblich sei. Scheint sich aber wieder zu normalisieren.

Sallis, Donnersbergerstr. / Wilderich Lang Straße

Ein neuer Player am Gourmetkaffeehimmel ist der kleine südamerikanisch geprägte Kaffeespot Sallis, ebenfalls Donnersberger Straße. Die Kaffees- Espresso, Cappuchino gleichermaßen, machen wach, sind vom Geschmack her großartig, aber immer einen Tick weniger gefällig, als im Kolonial. Dazu passt auch, dass dieser Kaffeespot häufig ein ruhiger Ort ist, wo es vor allem um den Kaffee geht. Die Aufhaltezeiten der Gäste sind kürzer, als im gediegenen Ambiente des Kolonials, wo der, der einen Sitzplatz findet, erst mal da bleibt. Darum gehe ich nun doch häufiger hier einen Kaffee trinken, da die schlichte spartanische Einrichtung und das Freiwerden eines Platzes auch einen Vorteil hat, wenn man eine Pause plant. Große Familienverbände oder Gruppen von Freunden oder Touristen, fallen hier nicht ein. Wesentlich weniger dekoriert als sein Fast-Nachbar, das Kolonial, beeindruckt es mit dem Stil eines einfachen Straßenkaffees mit einer pariserisch wirkenden schwarzen Möblierung mit kleinen runden Tischchen und Stühlen innen. Draußen sammeln die ehemals orangenen, jetzt weißen Plastikgartenstühle weniger Ambientepunkte, könnten, wohlwollend betrachtet, aber auch Requisiten aus einem Pasolini Film sein, der hier ein italienisches Vorort-Eiscafe hindrapiert hat.

Venezia / Rotkreuzplatz und Kurfürstenplatz (im Winter geschlossen)

Venezia am Rotkreuzplatz und die Venezia Kollegen anderswo in Muc haben Ily-Café im Ausschank, der sich wie ein Italienurlaub anfühlt. Es ist ein reiner Arabica Kaffee, das Aroma ist etwas flacher als die oben genannten, aber – als Wachmacher, Cappuchino- und Espressogenuss a la Italia steht dieser Kaffee ganz weit oben. In der kalten Jahreszeit blickt man allerdings auf Lebkuchen im Schaufenster der Venezia Ketten.

Bäckerei und Café: Leons
Leonrodstr. 47/ Höhe Albrechtstraße

Im Winter da, bleibt das Leons. In diesem Bäckereicafe mit orientalischem Flair gilt, obwohl hier der Schwerpunkt die Bäckerei ist, vormittags die Sonntagsöffnung. Der Celia Kaffee des Betriebes ist die Hausmarke im Ausschank und im Verkauf. Der Kaffeepreis ist normal, die Wirkung durchschlagend. Aufgrund seiner Wake-up Qualität hat das Cafe viele Stammgäste. Zu Recht. Die Röstung wird sogar im Café durchgeführt. Ein spannender Kleinstanbieter, mit einem Kaffeemaschinen Verkaufsraum eine Ecke weiter. Der Kaffee kommt mir als Americano oder Café Crema mir etwas zu bitter rüber, als Cappuchino oder Espresso ist er eine gute Wahl. Er steht in einem guten Preis-Leistungsverhältnis und bekommt den Stempel Wachmacher.  Hier trägt ein Kaffee durch den Tag. Es sei denn, eine schwerere Mahlzeit käme dazwischen, dann bräuchte man einen zweiten. Der Betreiber vom Leons zeigt eine ausgeprägte Leidenschaft für Kaffee. Der Service glänzt, wenn das Stammpersonal da ist und man spürt das familiäre Engagement und Flair. Eine Perle an der stressigen mehrspurigen Leonrodstraße. Trotz dichtem Autoverkehr, lässt es sich an dieser Straße mit einem Celia Kaffee vor der großen Glasfront des gemütlichen Schnellcafes aushalten.

Pizzeria Neuhauser
Nähe Rotkreuplatz u. am Kurfürstenplatz

Die Pizzeria hat Hausbrand Sorten im Ausschank, die erwiesenermaßen zu den am allerbesten schmeckenden Wachmachermischungen gehört.  Darum wird nach einer sehr knusprigen flach gebackenen italienischen Pizza wie in Italien, auch ein Kaffeetraum wahr. Leider muss man wohl inzwischen, wenn die Pizza echt italienisch kross sein soll, dazusagen, dass sie kross gewünscht wird. Beim Kaffeegenuss gibts nix zu mäkeln.

Dompierre, Blutenburgstraße

Mit dieser neu eröffneten Dependance, zusätzlich zu den in der Maxvorstadt dicht gestreuten Dompierrefilialen, findet man hier seit kurzem auch in Neuhausen im Sommer eine wunderbare stille Seitenstraße mit sonnigen Tischen vor, in der sogar noch Platz ist, die Füße auszustrecken. Diese rel. frisch hinzugekommene Filiale zeigt engagierte Bedienungen und gibt sich alle erdenkliche Mühe, den Gast mit französischem Kaffeegebäck aus Buttercreme, Brand- oder Hefeteig, letzterer gerne mal mit Schokolade gefüllt, zu verführen. Der Dompierre Cafe kommt nicht etwa aus Frankreich, sondern aus Indien und ist derzeit eine Supremo Sorte aus der unten vorgestellten Unterhachinger Rösterei. Der Kaffeebetreiber hat sich dabei für einen äußerst aromatischen Cafe mit 20 % Robustaanteilen entschieden. Derzeit schenkt er die Sorte India Royale aus und serviert uns eine weiche, samtige Kaffeesorte, der mir persönlich noch ein paar Prozent Robusta fehlen, aber zu den besten Geschmackserlebnissen gehört, die ein Kaffee liefern kann. Das Begleitgebäck hat seinen Preis, aber es gibt auch ein faires Teilchen+Kaffee Angebot. Auch wenn man schwören will, dass hier Pariser oder wenigstens Franzosen die Gründer sind, ist der Kopf dieser Kette ein München lebender „Einheimischer“, den seine Reisen nach Frankreich infiziert haben. Er holte sich einen französischen Bäcker ins Boot, der selbst aber nicht Mitinhaber wurde und mit ihm setzte er seinen Traum, eine französische Bäckerei mitten in München, um. Die Croissants sind aus Hefeteig, denn tatsächlich sind Blätterteigcroissants gar nicht mal so üblich in Frankreich. Da hätte man meinem Gefühl nach, gerne etwas schummeln können und die österreichische Blätterteigvariante ins Sortiment nehmen. Jammern auf hohem Keksniveau :).

Dinatale / Schwabing Univiertel, Veterinärstr. 4
Dependance: Amalienstr. 71 und Kurfürstenplatz

Im Dinatale trifft man auf authentischen italienischen sehr aufgeweckten Service und beste Kaffeespezialitäten zu tollen Normalpreisen. Erwähnt werden muss der (im Sommer verfügbare) Espresso affogato auf der Karte, der sich erst langsam als Pflichtspezialiät auch anderorts durchgesetzt hat. Noch ausgefallener als der perfekt zubereitete Affogato ist im Dinatale die Sommerspezialität „Iced Espresso“. Eine – leider auch nur saisonal im Sommer erhältlich – cremige Spezialität im Espressotässchen.  Die Preise sind für Lage, Qualität und Service, den man so flott in München nirgendwo findet, super. Die Wachmachwirkung liegt im obersten Feld, hält nach meinem Gefühl den ganzen Tag an. Die Kuchen sind jedes Wochenende ausverkauft. Darunter viele flache italienische Tarts, aber auch üppige Sahnetorte wurde gesichtet.  Kalorientechnisch geben sich beide nichts, da wo die Sahne ist, befinden sich bei den Tartes hochkalorienreiche Nuss-, Schoko- oder Fruchtdecken. Für den Keksfreund, werden Träume wahr, Mandel- und Pistazienkekse wie leider sonst nirgendwo erhältlich. Es gibt auch eine Dependance in der Amalienstraße, allerdings sehr sehr klein, am Wochenende out of service und was ich nur gehört habe – tatsächlich ohne WC. Dann wäre noch das Dinatale in der Elisabethstraße Höhe etwa Kurfürstenplatz zu empfehlen. Espresso ist hier die beste Wahl. In der Nähe ist der Elisabethmarkt, leider immer noch im Umbau. Dort gabs einen sardinischen Laden mit authentischer starker Espresso., Allerdings werden die Hütten von einst (also vor den Bauarbeiten) nach dem langen Umbau sicher nicht zurückkehren.

Naturkostladen Kaffeeausschank im Alnatura  – Leopoldstr./Höhe Hohenzollernstr.

Im Einkaufsschwabing an der Leopolstraße bekommt man im Alnatura Schnellkaffeeausschank zu gutem Preis alle Kaffeeesorten in Bioqualität ausgeschenkt. Die atmosphärisch nicht ansprechend gestaltete Kaffeeverzehrzone innen ist ein Nachteil, auch draußen an der Leopoldstraße ist es, außer im Hochsommer, ebenso ungemütlich, kommt einer Autobahnraststätte nahe. Aber – für die Kaffees gilt – alle machen wach! Der Espresso ganz schnell, der Cappu eben verzögert. Die hier ausgeschenkte biologisch gezogene Kaffeesorte  lässt einen nicht mehr im Nachmittagsschlaf weiterdämmern und erfüllt im Sommer aber auch an knackigen kalten Tagen ihren Aufwachjob. Zudem gibt es einige Preisvorteile. Der Cappuchino mit Sojamilch ist nicht teurer, als der Cappu ohne Sojamilch. Eine Regelung, die bei den günstigen Sojamilchpreisen längst hätte überall eingeführt werden müssen. Leider halten sich andere Alnaturaläden nicht dran. Der  Kaffee schmeckt gut, verfügt über ein säurearmes Aroma, das zwar keine besonderen Geschmacksnuancen aufweist, aber es, wie geschrieben, in sich hat. Den eigenen Becher mitnehmen ist hier angesagt. Wer seinen Becher mitbringt, spart gleich 20 Cent. Dies alles gilt nur für diese Filiale. Vielleicht macht sie den meisten Umsatz? Mittags von 13.00-14.00h gabs mal eine Espresso-Happy-Hour. Espresso 1 Euro, der doppio 1,50 Euro.

leider ganz weit draußen: Supremo – Rösterei und Kaffe (außer Wochenende) in Unterhaching

Ganz weit draußen, aber der Kaffeegourmettempel schlechthin. In vielen Cafés wird heute sogar in den Hinterzimmern geröstet, so ein Laden ist Supremo. Hier kann man mit dem Blick ins verglaste Eckzimmer der Röstung zusehen. Supremo unterstützt eine unzählige Menge von kleineren Kaffeebauern aus verschiedenen Herkunftsländern klassischer und berühmter Kaffeeanbaugebiete unserer Welt und hier weiß man, was außergewöhnlich gut bedeutet.

Die Öffnungszeiten im Gewerbegebiet in Unterhaching sind leider nur an Werktagen Montag – Freitag bis 18.00h. Ausnahme – 4 Wochen vor Weihnachten wurde eine Samstagsöffnung angeboten. Vor Ort darf man perfekt zubereitete Spezialitäten im Ausschank erwerben. Die Bohnen der Kleinanbieter aus vielen Anbaugebieten haben spannende Charakteristika. Die Beratung ist fachkundig, man braucht sie beim ersten Besuch auf jeden Fall, denn die Regale sind voll mit Spezialmischungen. Preiswerte Cafés sind es in der Regel nicht, dafür aber Köstlichkeiten.  Eine Kaffeespezialität, die hier so perfekt zubereitet wird, dass die Spanier und Südamerikaner, die diesen Kaffee täglich trinken, ins Staunen geräten, ist der Cortado. Hier erscheint er nicht mit Kondensmilch wie in Südamerika, sondern als Espresso Macchiato, nur geschmacklich rahmiger, vollmundiger und schön stark. Wer den Supremo Cortado hier einmal getrunken hat, wird nirgendwo einen besseren finden. Nichts wie hin in die Kapellenstr. 9, wer es wissen will. Der Kaffeeausschank ist nicht das Hauptgeschäft, schließlich ist die Lage im Gewerbegebiet nicht so prickelnd für, hier geht es im Schwerpunkt um die Kaffedistribution. Wer es zu den Öffnungszeiten hierhin schafft, wird nicht enttäuscht.

Ausschank und Verkaufsräume wirken sehr aufgeräumt, der geflieste Boden recht kühl. Doch die Kaffeetheke strotzt vor Premiumeigenschaften – optisch und technisch und unterstützt kleinere Kaffeebauern mit fairen Preisen für ihre Ware.

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